Willkommenskultur in der Schule

Gelingender Ganztag

– ein Plädoyer für eine lebendige Willkommenskultur

 

Willkommen! – Hallo! – Guten Morgen! – Hi!

Es gibt sie, diese Schulen, bei denen mir bereits vor dem Betreten des Gebäudes auffällt, dass ein Herzliches Willkommen nicht nur ein Banner am Schultor ist. Hier wird Willkommenskultur gelebt. Große und kleine, ältere und jüngere Menschen begrüßen sich gegenseitig und auch den Gast. Menschen sehen einander, sind aufmerksam füreinander und teilen dieses durch einen freundlichen Gruß mit. Als Gast werde ich in diesen Schulen häufig nach meinem Anliegen gefragt oder danach, ob ich Hilfe beim Finden des richtigen Raumes benötige. Gern begleitet mich eine Traube von Schüler:innen bis zum Ziel. Es wird geredet, gelacht, gegrüßt.

Daneben gibt es auch die anderen, die schweigenden Schulen. Stumm begegnen sich Menschen, schauen auf den Boden oder das Handy, gehen sich aus dem Weg, suchen allein das Ziel. Ernst, verschlossen und zumeist mit sich selbst beschäftigt bewegen sich die Menschen im Schulhaus. Einige täuschen eine heftige Betriebsamkeit und Stress vor, um den Kontakt mit den anderen zu meiden. Als Gast muss ich sehr bewusst auf mich aufmerksam machen und nach dem Weg fragen. Oft gibt es eine knappe Antwort ‚Da lang.‘ und schon bin ich wieder allein.

Welch kultureller Unterschied! Wie erging es Ihnen beim Lesen der beiden Szenarien? Erlauben Sie sich die Frage, an welcher Art von Schule Sie sich wohler fühlen würden? Wohlbefinden, ist das ein Thema für eine Schule? Ja, das ist es, und zwar ein ganz Wesentliches. Schule ist nicht länger nur Unterrichtsschule und damit Ort des Lernens, sondern wird spätestens dann, wenn sie Ganztagsschule wird, zum Ort des Lebens. Und Leben ohne Wohlbefinden, ohne Lachen, Reden oder Grüßen? Für mich ist das keine erstrebenswerte Vorstellung. Und für die Schüler:innen, Pädagog:innen und andere Mitarbeitende in Sekretariaten, Hausmeisterkellern oder Küchen? Wie sehen Reinigungskräfte oder Eltern, die frühestens am Nachmittag vor Ort sind, das Thema Wohlbefinden in der Schule?

Eine Umfrage unter allen an Schule beteiligten Menschen ergäbe sicherlich ein klares Statement pro Wohlbefinden und damit einhergehend einer gelebten Willkommenskultur. Wie aber nun gelingt es Schulen und den Menschen darin, offen und herzlich im Umgang miteinander zu sein? Es ist – wie häufig, so auch im schulischen Kontext – eine Frage der Haltung. Die Haltung eines jeden einzelnen und eine Frage an die Gemeinschaft. Für die Schulgemeinschaft bedeutet es, die gelebte Willkommenskultur zum Thema zu machen, dafür zu sensibilisieren und schul-eigene Maßstäbe zu formulieren und dann auch umzusetzen. 

Aussicht auf Erfolg haben die Schulen, die möglichst alle an der Schule beteiligten Menschen einbeziehen in den Prozess der Entwicklung einer Willkommenskultur. Auch das ist Teil dieser Kultur, dass sie eben nicht elitär ist, und Themen der Schulgemeinschaft nur den Lehrkräften vorbehalten bleiben. Verlassen wir gemeinsam bekannte Pfade und öffnen uns dem Unbekannten: Schulentwicklung mit Nicht-Pädagog:innen bringt neue Perspektiven in die gemeinsame Arbeit, insbesondere bei einer Thematik wie dieser, die für alle relevant ist. Der gelebte freundliche Gruß am Morgen durch jede:n ist sicherlich ein guter Anfang, aber auch die freundliche Stimme der Bürokraft am Telefon oder die Begrüßung der Schulleitung aller per Handschlag am ersten Schultag nach den Sommerferien. Es gibt der Möglichkeiten viele.

Gute Schule – einfach machen.